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Von Buttermilchgetzen, „Speckmubbln“ und Ungeduld

12. Dezember

Kartoffeln, Zwiebeln, Buttermilch – das sind meine Zutaten für eine köstliche Adventszeit. Daraus lasse ich vor Weihnachten mindestens einmal wöchentlich Buttermilchgetzen entstehen. Schon als Kind konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen, wenn ich wusste, dass meine Oma den Backofen für den Getzen vorheizte. Sie rieb rohe Kartoffeln, schmeckte mit Salz, Pfeffer und Kümmel ab, ergänzte Zwiebeln und Eier und fügte zum Schluss die Buttermilch hinzu, die dem Getzen seinen Namen gibt. Dann kam die zähe Masse in einen Bräter oder eine Getzenpfanne.
Genau so mache ich es auch heute. Mit dem einzigen Unterschied, dass mir nun meine treue Küchenmaschine beim Kartoffelreiben hilft und mich wohl schon vor so manch blutiger Fingerkuppe bewahrt hat. Was sich aber nicht geändert hat, ist die Ungeduld, gegen die ich noch immer kämpfe, wenn der Getzen schließlich im Ofen ist – denn dort bleibt er nun für lange eineinhalb Stunden. Erst wenn sein Duft das ganze Haus erfüllt und sich am Rand eine knusprige Kruste gebildet hat, ist er fertig. Einen Küchen-wecker, der mich rechtzeitig an das Ende der Backzeit erinnert, benötige
ich nicht. Da setze ich ganz auf meine Erfahrungswerte und meine Buttermilchgetzen-Gene.

Serviert wird das Kartoffelbackwerk, das noch aus einer Zeit stammt, in der man sich Fleischmahlzeiten nur selten leisten konnte, mit einem Topping nach Wahl. Oft wird es mit Apfelmus oder Zucker gegessen. Ich bevorzuge allerdings die herzhafte Variante: Das i-Tüpfelchen sind für mich kleine ausgelassene Speckwürfel – die „Speckmubbl“, wie ich sie liebevoll nenne, wenngleich diese Bezeichnung wohl in keinem Wörterbuch zu finden ist.

Claudia Heinz
Malerin bei Wendt & Kühn