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Der Duft von Weihnachten

15. Dezember

Weihnachten ist für mich untrennbar mit dem Duft von Räucherkerzchen verbunden. Erst wenn pünktlich zum ersten Advent der leichte Hauch von Weihrauch auf meine Nase trifft, schalte ich um auf Weihnachten. Dann steigt mein Räucherkerzchen-Verbrauch schlagartig an. Ob morgens, mittags oder abends – ganz egal, ich zünde sie einfach immer dann an, wenn es gemütlich werden soll. An besonders kuscheligen Tagen brennen sie sogar in Dauerschleife. Was die Düfte anbelangt, bin ich durchaus experimentierfreudig. Neben den eher klassischen Tannen- oder Weihrauchdüften habe ich mich auch schon an Geruchsnoten wie Butterwaffel, Bratapfel, gebrannte Mandeln oder Schokolade versucht.
Mit dem Ergebnis, dass ich nicht nur ein besonderes Dufterlebnis, sondern auch Appetit hatte. Ich entschied, zukünftig doch bei den „ungefährlichen“ Klassikern zu bleiben. Auch den Geruch einer Dampflok soll es wohl als Räucherkerzchen geben, aber das ist sicherlich nur etwas für wahre Eisenbahnfreunde.

Das kleine kegelförmige Kerzchen, das übrigens aus einem besonderen Gemisch von gemahlener Holzkohle und Duftbeigaben besteht, wird in unserer Familie nicht in den Bauch eines Räuchermannes gesetzt, der dann den Rauch aus dem Mundloch „ausatmet“, wir lassen die Kaffeetasse und den Schornstein unseres alten Familienräucherofens qualmen.

Wenn ich dann Anfang Januar schließlich das letzte Mal zu Räucherkerzchen und Streichholz greife, schwingt schon ein bisschen Wehmut mit. Denn mit den letzten Rauchschwaden verfliegt auch der Weihnachtszauber. Doch Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude und die nächste „dufte“ Adventszeit kommt bestimmt.

Hilde Zimmermann
Malerin bei Wendt & Kühn