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In der Weihnachts(groß)bäckerei

2. Dezember

Wenn sich fünf Kilo Rosinen, über 16 Kilo Mehl, hohe Butterberge sowie Mandeln, Orangeat und Zitronat in meiner Küche stapeln, beginnt für mich die Weihnachtszeit. Was auf andere vielleicht ein wenig beängstigend wirken mag – oder zumindest nach viel Arbeit ausschaut, löst bei mir Vorfreude auf unser alljährliches Weihnachts-Großprojekt aus: Wir backen Stollen. Und zwar viele. Im heimischen Backofen wäre dieser Kraftakt wohl kaum zu stemmen. Umso glücklicher können wir uns schätzen, dass wir ein kleines Backhäuschen mit einem alten Lehmofen unser Eigen nennen.
400 Jahre ist es alt. Und wenn wir darin unsere Stollen backen, bäckt auch immer ein bisschen Geschichte mit. Unsere Spezial-Zutat sozusagen.

Am Samstag vor dem ersten Advent schreiten wir zur Tat. Die vorbereiteten Zutaten werden in einer großen Zinkwanne gemischt. Der Ofen wurde bereits zwei Tage zuvor auf seinen Einsatz eingestimmt beziehungsweise eingeheizt. Nachdem das Holzfeuer ihn ordentlich auf Temperatur gebracht hat, hält er die Wärme, die zunächst 30 Brote knusprig bäckt – wenn schon, denn schon, ist unsere Divise. Anschließend sind unsere Stollen an der Reihe. Teigrohlinge rein, Tür zu – nun heißt es warten. Nach einer Stunde öffnen wir gespannt die Klappe und werden von einem herrlichen Duft empfangen, der die klare Winterluft mit einer Weihnachtsnote versieht. Dann wissen auch die Nachbarn, dass unser Werk vollbracht ist. Erschöpft, aber glücklich schauen wir auf 30 Stollen, die in der Weihnachtszeit in unserem Familien- und Freundeskreis dankbare Abnehmer finden werden. Ein paar Stollen behalten wir natürlich auch selbst, pünktlich zum ersten Advent wird der erste angeschnitten. Doch zunächst lassen wir den Abend bei selbstgemachter Pizza ausklingen. Die Restwärme des Backofens will schließlich genutzt werden. Inzwischen ist es dunkel geworden, und bei Kerzenschein – denn elektrische Lampen gibt es in unserem Backhäuschen nicht – öffnen wir nun ein letztes Mal die Ofentür …

Diana Kaden
Mitarbeiterin in der Qualitätskontrolle (Taucherei) bei Wendt & Kühn