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Von Sitten und Bräuchen mit Augenzwinkern

24. Dezember

Als ich mir vor einigen Jahren das Buch „Das Erzgebirgsjahr“ kaufte, ahnte ich nicht, wie es mein Leben beeinflussen würde. Da ich meine Heimat für einige Zeit verlassen musste, kaufte ich es als eine schöne Erinnerung und begann schon bald zu schmökern. Ich las von den unzähligen Festen, Sitten und Alltagsbräuchen des Erzgebirges, viele davon waren mir bisher völlig unbekannt. Nach und nach baute ich vor allem die Weihnachtsrituale in unseren Familienalltag ein – natürlich nur die praktisch umsetzbaren.
So wird zum Beispiel empfohlen, den Weihnachtsbaum nach dem Fest als Blitzschutz unter dem Dach aufzubewahren. Aber so weit gehe ich dann doch nicht und vertraue auf unseren handelsüblichen Blitzableiter. Auch von dem Brauch des „Geräuschemachens“, bei dem die Kinder durchs
Dorf ziehen und Erbsen, Bohnen und Linsen gegen die Fensterscheiben werfen, um böse Geister zu verschrecken, habe ich meinen Jüngsten lieber nichts erzählt. Vermutlich würden sie umgehend unseren Vorratsschrank plündern. Was sich da schon einfacher umsetzen lässt, ist die Tradition,
am Heiligen Abend unter jedem Teller eine Münze zu platzieren, damit
das Geld nie ausgehe. Sobald alle am Tisch sitzen, dürfte nach alter Sitte eigentlich niemand mehr aufstehen, denn dann würde man im nächsten Jahr bestohlen werden. Um ehrlich zu sein, die Umsetzung fällt uns ziemlich schwer – irgendjemand hat immer noch etwas „zu erledigen“.
Wer sich dennoch erhebt, müsste eigentlich im Stehen weiteressen.
Um des lieben Weihnachtsfriedens willen legen wir aber auch diese
Regel etwas lockerer aus.

Ob Sie nun beim heutigen Weihnachtsessen stehen oder sitzen, mit Linsen werfen oder ihren Weihnachtsbaum in diesem Jahr auf dem Dachboden lagern – neben einem „blitzfreien“ Jahr wünsche ich Ihnen, auch im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Manufaktur,
vor allem ein schönes und friedliches Weihnachtsfest.

Susan Wittenberg
Mitarbeiterin der Versandabteilung bei Wendt & Kühn