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Schuhputzmuffel hoch drei

6. Dezember

Am Vorabend des 6. Dezembers herrscht in unserem Hause helle Aufruhr: Meist fällt den Kindern erst auf den letzten Drücker die altbekannte Nikolaus-Regel „saubere Schuhe = gefüllte Stiefel“ ein. Eilig rücken die Drei dann mit Lappen, Bürste und Schuhputzcreme dem Schmutz zu Leibe. Mal mehr, mal weniger enthusiastisch, doch meist motiviert die Aussicht auf eine üppige Befüllung schließlich doch. Auch unser Vierjähriger gibt sein Bestes, wenngleich er mit der Schuhputzcreme auch Nase, Hände, Arme „putzt“. Das lassen zumindest die schwarzen Spuren vermuten, die seinen Körper zieren. Die Bezeichnung „Creme“ hat er wohl allzu wörtlich genommen! Nachdem das Werk vollbracht ist, stellen wir
10 Schuhe – drei Kinderschuhpaare plus unsere – vor die Tür. Das wirkt mengenmäßig schon ziemlich beeindruckend. Und für einen kurzen Moment genieße ich – fast ein wenig ehrfürchtig – diesen sauberen Anblick. Wohlwissend, dass der Zustand nicht von langer Dauer sein wird. Bald werden Wald- und Wiesenausflüge wieder ihre Spuren hinterlassen. Denn meine Versuche, die Kinder auch an Nicht-Nikolaus-Tagen zum Schuheputzen zu überreden, scheiterten bisher leider kläglich. Da sind meine Drei recht pragmatisch veranlagt: Wenn der Dreck zu viel wird,
fällt er schon von alleine ab.

Am nächsten Morgen können es die Drei kaum erwarten. Meist geht es auf direktem Wege vom Bett zur Tür – im Schlafanzug. Auch die allmorgendlichen „Bitte-noch-5-Minuten-Verhandlungen“, bis der erste Zeh unter der Bettdecke hervorlugt, entfallen an diesem besonderen Tag. Große Freude schallt durch den Morgen, wenn sie dann Schokolade, Lebkuchen und kleine Geschenke in ihren Schuhen entdecken. Die obligatorische Orange ist natürlich auch dabei, wenngleich ihr oft erst Beachtung geschenkt wird, wenn alles andere vernascht ist. So sind sie, meine Leckermäuler.

Kirsten Fahsel
Mitarbeiterin im Kundenservice bei Wendt & Kühn