Doppelte Handwerkskunst

Engel im Ring mit Bäumchen und Glocke

Weihnachtsbaumschmuck hat bei Wendt & Kühn eine lange Tradition. Bereits 1923/24 entwarf Firmengründerin Grete Wendt einen schwebenden Elfpunkte-Engel mit Flöte. Auch Gestalterin Olly Wendt (geborene Sommer) widmete sich dem Thema Christbaumschmuck – zum Beispiel mit dem Entwurf des Margeritenengels im Ring, der 1958 entstand und dem später viele mehr folgten. 2025 wird nun in Zusammenarbeit mit der INGE GLAS® Manufaktur eine neue Serie innerhalb des Christbaumschmucks von Wendt & Kühn begründet, die von Ollys Engeln im Ring inspiriert ist: Mit Feingefühl, dem Ansinnen der Designerin getreu und an den gestalterischen Wurzeln der Figur orientiert, wurde Olly Wendts „großer“ Marge­ritenengel auf Klemme nun in einen Messingring gesetzt. Die winzigen zweieinhalb Zentimeter kleinen Margeritenengel, die im aktuellen Sortiment bereits im goldenen Ring am Tannenzweig schaukeln, erhalten somit große Verstärkung. In die Hände gaben wir dem Margeritenengel ein Tannenbäumchen und eine Glocke. Und weil man zum Weihnachtsfest vom süßen Klang der Glocken gar nicht genug bekommen kann, wird der Engel im Set mit einer meisterhaft gefertigten Glasglocke angeboten. Die Form dieser Glasglocke entspricht der Holzglocke des Engels – eine wundervolle Verbindung zweier zauberhafter Accessoires am Weihnachtsbaum.

Das traditionelle Glasbläserhandwerk wird in der INGE GLAS® Manufaktur bereits in der 15. Generation praktiziert. Die Sammlung an Glasbläserformen ist mit etwa 15.000 Exponaten aus zwei Jahrhunderten einzigartig. Im hauseigenen Modellbau werden nicht nur die historischen Formen gepflegt und zur Verwendung erhalten, sondern auch neue, zeitgemäße Ornamente modelliert. Kugeln, Baumspitzen und vieles mehr werden von erfahrenen Glasbläsern frei vor der Flamme geformt. Für alles Figürliche wird mit viel Fingerspitzengefühl das gleichmäßig erhitzte Glas in speziellen Formen aufgeblasen. 

Wie die Glasglocke entsteht


Als wir die Türen der Glasbläserei am Stammsitz der Manufaktur INGE GLAS® im bayerischen Neustadt bei Coburg öffnen, werden wir vom Schein des Feuers empfangen, das an jedem Arbeitsplatz der Glasbläserinnen und Glasbläser lodert. Hier werden Kugeln, Baumspitzen und viele weitere Weihnachtsornamente in alter Handwerkskunst frei vor der Flamme mundgeblasen. Konzentriert blickt der Glasbläser auf den Glaskolben, eine Art Strohhalm mit Verdickung in der Mitte, der honigfarben glüht, wenn der Mitarbeiter ihn über der Flamme erwärmt. Er spürt, wann das Glas die richtige Temperatur hat. Dann, mit ruhigem Atem, setzt er den Kolben an die Lippen. Die Luft, die er langsam und kontrolliert hineinbläst, beginnt, das glühende Glas zu formen. Die Verdickung wächst zunächst zu einer Kugel an – schimmernd, fast schwerelos. Behutsam wird nun die Kugel auseinandergezogen und durch Zug und Druck in eine Glockenform verwandelt. Spielerisch leicht – könnte man meinen. Doch jeder Hauch, jede Bewegung ist ein „Tanz“ aus Erfahrung und Gefühl. Noch ein letzter Dreh, ein prüfender Blick – dann trennt der Handwerker das eine Ende des verbleibenden Glasröhrchens ab, aus dem die Glocke einst entstand. Das Röhrchen an der Glockenspitze bleibt zunächst erhalten – es dient in den folgenden Fertigungsschritten als praktischer Haltegriff und wird erst ganz zum Schluss abgeschmolzen. Schließlich wird mit einem Stempel von unten vorsichtig die typische Kuhle in das noch formbare Glockenglas gedrückt. Hier wird später der Klöppel angebracht, der die Glocke zum Klingen bringt. Nachdem die Glasglocke abgekühlt ist, geht es zum Versilbern. Eine Mitarbeiterin befüllt die transparente Glocke mit einer Lösung aus echtem Sterling-Silber. Anschließend schwenkt sie sie in heißem Wasser. Dadurch schlägt sich das Silber an der Innenseite des Glases nieder – die Glocke erstrahlt nun in ihrer unverwechselbaren Brillanz. In der nächsten Abteilung kommt Farbe ins Spiel: Die Mitarbeiterinnen tauchen die Glocken in große Eimer mit goldenem oder weißem Lack. Wie ein sanfter Schleier legt sich die transparente Farbe über den silbernen Untergrund. So entsteht der prächtige Farbglanz. Durch eine geschickte „Quirl-Bewegung“ wird der überschüssige Lack abgedreht und die Glocke danach zum Trocknen gestellt. Dieser Vorgang ist den Handwerkerinnen und Handwerkern von Wendt & Kühn nur allzu gut bekannt: Auch unsere Figuren werden kopfüber in ein Farbbad getaucht und die Farbe wird durch Rotation abgeschleudert. 

Während dieser Vorgang bei den Holzfiguren aus Grünhainichen sogar dreimal durchgeführt wird, reicht bei der Glasglocke ein einziges Tauchbad. So wird in beiden Manufakturen ein feiner Untergrund für die anschließende Bemalung geschaffen. Und auch im nächsten Arbeitsschritt gibt es viele Parallelen zu den Grünhainichener Werkstätten: Mit dünnem Pinsel und ruhiger Hand tragen die Malerinnen das feine florale Muster auf, das sich um den Glockenkörper rankt. Das gestalterische i-Tüpfelchen bildet ohne Zweifel der Goldglimmer, der im reizvollen Wechselspiel mit dem matten Untergrund die Glocke zum Glitzern bringt. Dazu bestreuen die Handwerkerinnen die Glocke mit Glimmer – Feenstaub gleich –, der an den zuvor „gemalten“ Leimstellen haften bleibt. Wie von Zauberhand beginnen die Ranken zu funkeln. Abschließend wird jede Glocke einer Qualitätsprüfung unterzogen. Erst wenn diese bestanden ist, wird sie mit dem Sternkrönchen® „gekrönt“ – dem Markenzeichen von INGE GLAS®. Das ist der letzte von circa zwölf Arbeitsschritten bei der Herstellung der eigens für Wendt & Kühn entwickelten Glocke. Ein Unikat ist entstanden – aus Glas, Feuer, Luft, mit Herz und geübter Hand.