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Inge Meysel, Gina und ich

7. Dezember

Wenn tapsige Eselbeine Spuren im Schnee hinterlassen und ein gleichmäßiges Schnaufen durch die klare Winterluft dringt, dann beginnt für mich die Adventszeit. Zusammen mit meinen beiden Eseldamen
Inge Meysel und Gina spaziere ich dann so oft es geht durch unseren Ort. Nicht nur meine Vierbeiner erfreuen sich an den unzähligen Fenstern, die nun im schönsten Glanz erstrahlen, auch ich genieße die weihnachtlich-besinnliche Stimmung.

Wenn wir dann durch Wälder und über Felder laufen, der Schnee fällt und weiße Flocken an Esel- und Menschennasen kitzeln, stellt sich bei mir ein Weihnachtsgefühl ein. Die Ruhe, die die Vierbeiner ausstrahlen, überträgt sich auf mich und der Adventstrubel ist für einen Moment vergessen. Oft bin ich auch mit meiner Mutti und meinen zwei Schwestern unterwegs. Zusammen mit den beiden Eselinnen sind wir dann eine richtige Damenrunde. Werden die Beine zu schwer, nehmen die Jüngsten auf den Eselrücken Platz. Denn: Unsere Esel kann man wie Pferde reiten, was zuweilen für Verwirrungen sorgt. Nicht selten beginnen Leute zu diskutieren, wenn wir an ihnen vorbeireiten – Pferd oder Esel? Dann müssen Inge, Gina und ich schmunzeln.

Und wer nun glaubt, unsere Esel wären stur und hätten bestimmt schon den einen oder anderen friedlichen Weihnachtsspaziergang platzen lassen, der irrt. Wenn sie wirklich nicht mehr weiter gehen möchten, dann bedrückt etwas ihr Eselherz. Oder: Wir kommen gerade an einem Sportplatz vorbei. Denn hier bleiben sie mit Sicherheit stehen – unsere Esel sind wahre Fußballfans und lieben das runde Leder. Erst wenn das Spiel beendet ist, können wir unseren Ritt fortsetzen. Zurück im Stall, gibt es schließlich für alle eine leckere Belohnung: eine Möhre und einen Apfel für die Vierbeiner, einen warmen Kakao für uns. Dann kehrt Ruhe ein –
im Stall und in unseren Gemütern.

Ronja Scheuerl
Auszubildende zur Holzspielzeugmacherin bei Wendt & Kühn